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In der landwirtschaftlichen Tierhaltung leiden jährlich allein in Deutschland viele Millionen Tiere für die Nahrungsmittelproduktion. Sie ist darauf ausgelegt, möglichst viele Tierprodukte herzustellen und damit riesige Profite zu erwirtschaften. In diesem System der Ausbeutung werden fühlende Lebewesen als nutzbares und konsumierbares Produkt behandelt.
Millionen getötete Tiere
Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2023 allein in Deutschland mehr als 44 Millionen Schweine und mehr als 3 Millionen Rinder geschlachtet.
Dazu kommen mehr als 631 Millionen Hühner, mehr als 31 Millionen Puten und fast 10 Millionen Enten, die gemästet und geschlachtet wurden. Knapp 30 Millionen Hennen, die vorher in der Eierindustrie ausgebeutet wurden, wurden im Schlachthof getötet. So wurden unter anderem tonnenweise Fleisch, Milch und Eier produziert. Laut Statista brachte die Tierhaltung im Jahr netto rund 17,4 Milliarden Euro Umsatz ein.
Wie die meisten Wirtschaftsektoren arbeitet auch die Tierindustrie an ihrer stetigen Modernisierung. Immer mehr Arbeitsprozesse finden inzwischen automatisiert und mechanisiert statt. Das Personal in den Fabriken wird abgebaut und auf immer mehr Tiere kommen immer weniger Mitarbeiter*innen. Eine individuelle Versorgung der Tiere ist längst nicht mehr möglich – aber auch nicht gewollt. Stattdessen ermöglicht die Digitalisierung der Landwirtschaft eine noch größere und schnellere Produktion und verursacht so bei den Tieren noch mehr Leid.
Eingesperrt auf engstem Raum

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Schweine, Rinder, Hühner, Puten, Enten, aber auch Gänse, Kaninchen und Wachteln werden unter qualvollen Bedingungen gehalten und getötet. Sie müssen auf engstem Raum in kleinen Käfigen oder überfüllten Ställen leben. Alle Bereiche ihres Lebens sind engmaschig kontrolliert. Das betrifft, ob die Tiere einzeln oder in Gruppen in Käfigen und Buchten gehalten werden, die Fütterung, Wasserversorgung und das Stallklima. Die schlechten Haltungsbedingungen wirken sich negativ auf ihre Körper, ihre Gesundheit, ihr Verhalten und ihre psychische Verfassung aus.
Die Tiere leben in totaler Gefangenschaft. Es gibt nur wenige Ausnahmen von der Haltung in voll kontrollierten Ställen. In einigen wenigen Betrieben können die Tiere ins Freie. Doch die Zeitfenster, in denen die Tiere Auslauf haben, sind eng und hängen vom Produktionszyklus und Betriebsmanagement ab. So können sich die Tiere nur phasenweise dem Gedränge im Stall entziehen.
Kein artgerechtes Leben

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Die Tierindustrie missachtet die Bedürfnisse und Interessen der Tiere. Schweine wollen beispielsweise mehrere Stunden am Tag mit der Nahrungssuche in der Natur verbringen. In den Mastbetrieben leben sie dagegen in kleinen, kargen Buchten mit Futtertrögen, die automatisch gefüllt werden.
Rinder in Freiheit leben in Familienverbänden und pflegen innige Beziehungen zueinander. In den Milchbetrieben werden die Kälber kurz nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt, was sowohl die Muttertiere als auch die Neugeborenen extremem Stress aussetzt.
Hühner leben unter normalen Umständen in kleinen Gruppen mit bis zu zwanzig Hennen und einem Hahn. In der Eierproduktion leben tausende Hennen in einem Stall. Sie können keine stabilen Beziehungen untereinander aufbauen oder nach Essen suchen, scharren oder Sandbaden.
Die landwirtschaftliche Tierhaltung orientiert sich allein an der Profitsteigerung. Durch quälerische Zuchtprogramme, schmerzhafte Verstümmelungen und falsch durchgeführte Nottötungen werden die Tiere in die ausbeuterischen Haltungsbedingungen gezwungen. Ihr Alltag sind Schmerzen und permanentes Leid.
Zu Höchstleistung gezüchtet

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Das Ziel der modernen Tierzucht sind sogenannte Hochleistungstiere. Kühe in der heutigen Milchproduktion sind darauf gezüchtet, bis zu 10.000 Liter Milch pro Laktation, also der Melkphase nach der Geburt das Kalbs, zu produzieren. Hühner in der Eierindustrie legen mehr als 300 Eier pro Jahr. Die Schweinezucht erzielt maximalen Gewinn, indem möglichst viele Ferkel geboren werden und so mehr Fleisch produziert wird. Eine Hochleistungssau ist so gezüchtet, dass sie 20 oder sogar mehr Ferkel pro Wurf gebärt. Ein normaler Wurf besteht aus sechs bis acht Ferkeln.
Die Schweine für die Fleischproduktion sind auf ein extrem schnelles Wachstum und einen hohen Muskelanteil gezüchtet. Aufgrund der einseitigen Überzüchtung und der schlechten Haltungsbedingungen leiden die Tiere unter gesundheitlichen Problemen. Die schweren Muskelmassen bei einem noch jugendlichen Skelett führen zu Skelettschäden und Lahmheiten.
Die Körper der Sauen, die überdurchschnittlich viele Ferkel gebären, sind besonders belastet. Sie sind anfälliger für Krankheiten und Verhaltensstörungen. Kühe entwickeln durch die extremen Milchmengen, die sie produzieren müssen, schmerzhafte Entzündungen der Euter und schwere Stoffwechselerkrankungen. Die große Legeleistung ruft bei den Hennen Entzündungen der inneren Organe hervor.
Aus Sicht der Tierindustrie überwiegen jedoch die ökonomische Vorteile durch die Leistungsteigerung. Mehr „Leistung“ bedeutet mehr Umsatz.
Eingriffe ohne Betäubung
Durch Menschen verursachte Verstümmelungen gehören in der industriellen Tierhaltung zur täglichen Routine. Rindern, Schafen und Ziegen werden die Hörner abgeschnitten, die männlichen Tiere kastriert.
Sind die Tiere unter vier Wochen alt, müssen sie für den Eingriff nicht betäubt werden. Die Kastration muss nicht von einer tierärztlich ausgebildeten Person durchgeführt werden. Meist kastrieren die Angestellten des Betriebs direkt vor Ort. Bei Rindern, Schafen und Ziegen wird der Samenstrang mit einer Zange gequetscht, woraufhin die Hoden nicht mehr mit Blut versorgt werden und absterben.
Puten wird noch im Kükenalter in der Brüterei der Schnabel ohne Betäubung gekürzt, obwohl die Schnabelspitze von Nerven und Blutgefäßen durchzogen ist. Ferkeln werden die Eckzähne abgeschliffen, die Schwänze kupiert und die männlichen Tiere kastriert. Alle Eingriffe führt das Betriebspersonal aus.
Für die Kastration von Schweinen war ursprünglich eine Vollnarkose gesetzlich vorgeschrieben, die eigentlich nur von Tierärzt*innen vorgenommen werden darf. Die Vorgabe wurde jedoch aus Kostengründen geändert, da eine tierärztlich durchgeführte Kastration für die Millionen Ferkel zu teuer wäre. Jede*r Angestellte eines Betriebes kann seit 2020 eine Sachkunde für die Inhalationsnarkose erwerben und die Ferkel selbst narkotisieren und chirurgisch kastrieren.
Tiere sterben in den Ställen
Jeden Tag leiden unzählige Tiere in den Betrieben an schweren Krankheiten oder Verletzungen. Viele werden zu spät oder gar nicht behandelt. Meist werden sie dann von Mitarbeiter*innen im Betrieb getötet. Das passiert häufig fehlerhaft oder unvollständig.
Teilweise werden Methoden angewendet, die eigentlich verboten sind. So werden immer noch Ferkel an den Hinterbeinen gegriffen und mit dem Kopf auf den Boden geschlagen und direkt entsorgt. Das führt jedoch nicht immer zum Tod. Die Ferkel liegen schwerverletzt in Containern und sterben einen qualvollen und langsamen Tod.
Die Betreiber*innen töten zudem Tiere, deren Aufzucht sich aus wirtschaftllichen Gründen nicht für sie lohnt. Zum Beispiel brauchen schwache Tiere eigentlich eine intensive tierärztliche Versorgung, werden jedoch stattdessen aussortiert und getötet.
Die „Nottötungen“ verursachen zusätzliche Schmerzen und Leiden. Tierärtz*innen kommen in der Regel nicht in die Betriebe, um die kranken Tiere zu behandeln oder einzuschläfern – das ist der Produktion schlicht zu teuer.
Tagelange Transporte auf dem LKW

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In der kommerziellen Tierhaltung verbringen die Tiere selten von der Geburt bis zur Schlachtung am selben Ort. Heutzutage sind die jeweiligen Betriebe nur auf einen einzelnen Abschnitt in der Produktion spezialisiert. Die Tiere werden zwischen den Betrieben hin- und hertransportiert: Von der Aufzucht zum Haltungsbetrieb und anschließend zur Schlachtung. Der Transport ist für die Tiere eine besonders leidvolle Erfahrung, ist jedoch eine gängige Praktik in der modernen Tierhaltung.
Um die Tiere zum Schlachthof zu bringen, werden sie brutal aus den Ställen geholt und in Transportboxen oder direkt auf die Lastwagen verladen. Die Tiere müssen eingepfercht den Fahrzeugen ausharren, die Fahrten dauern stunden- oder sogar tagelang. Die Tiere sind gestresst, verängstigt und hungrig. Denn bevor sie geschlachtet werden, lässt man sie mit Absicht schon in den Ställen und während des Transportes hungern. Dadurch setzen sie im Transporter weniger Kot ab und kommen weniger verschmutzt im Schlachthof an. Vor Ort müssen sie häufig noch eine längere Zeit auf den LKWs warten, bis sie abgeladen werden.
Tötung im Akkord
In den Schlachthöfen werden Lebewesen im Akkord getötet, zerlegt und zu Produkten verarbeitet. Hier endet das leidvolle Leben der Tiere aus der Tierindustrie.
Je Tierart sind unterschiedliche Betäubungsmethoden erlaubt. Fehler der Arbeiter*innen und mangelhafte Gerätschaften führen jedoch oft zu Fehlbetäubungen. Wird das Tier nicht nachbetäubt, muss es seine eigene Tötung bewusst erleben. Die fehlerhafte Betäubung vor dem Schlachten sorgt für noch mehr Stress und Leid bei den Tieren. Auch die Praktiken, die hier zum Einsatz kommen, sind äußerst brutal.
Gewaltvolles Ende im Schlachthof
Wird der Bolzenschussapparat, der bespielweise bei der Schlachtung von Rindern eingesetzt wird, falsch aufgesetzt oder ist der Apparat schlecht gepflegt und abgenutzt, bleibt das Rind bei Bewusstsein, obwohl es durch den Schuss starke Kopfverletzungen erleidet. Viele Rinder versuchen wieder aufzustehen und schreien verzweifelt. Nach der Fehlbetäubung ist es gesetzlich vorgeschrieben, „nachzuschießen“. Jede Sekunde, die verstreicht, bedeuten grausame Qualen für das Tier.
Schweine werden in der Regel mit Gas oder durch Strom betäubt. Bei der Elektrobetäubung werden die Schweine mit einer Betäubungszange am Kopf gegriffen. Der Stromfluss ruft eine Epilepsie hervor, die zur Betäubung führt. Die Zange kann auch gleichzeitig oder nacheinander am Kopf und am Brustkorb angesetzt werden, um neben der Epilepsie auch Herzkammerflimmern auszulösen und das Tier damit zu betäuben. Fehlbetäubungen kommen bei beiden Verfahren häufig vor. Wird die Zange falsch angesetzt, verkrampft sich zwar die Muskulatur der Tiere, aber sie werden nicht ausreichend betäubt. Sie erleben den Stromfluss bei Bewusstsein und erleiden Schmerzen, können sich aber nicht bewegen.
Hühner werden bei vollem Bewusstsein kopfüber in Förderbänder gehängt und für die Betäubung durch ein stromführendes Wasserbad gezogen und dann für die Tötung zu einem Halsschnittautomaten gefahren. Tauchen die Tiere nicht tief genug ins Wasser ein und werden übersehen, erleben sie den Halsschnitt ohne Betäubung.
Eine weitere Methode ist die Gasbetäubung. Im Schlachthof bleiben Hühner in den Transportboxen und werden Gasgemischen, die unter anderem Kohlendioxid enthalten, ausgesetzt. Sie erleiden Atemnot, schnappen verzweifelt nach Luft und versuchen zu fliehen.
Das Märchen von der Bio-Tierhaltung
Die Tierhaltung nach ökologischen Vorgaben, auch Bio-Haltung genannt, ist ebenso wie die konventionelle Tierhaltung eine Form der kommerziellen Tierproduktion. Entgegen dem, was der Name suggeriert, herrscht kein deutlich strengerer Schutz für die Tiere.
Beispielsweise sind in der ökologischen Tierhaltung Verstümmelungen wie Schwanzkupieren, Schnabelkürzen und Enthornen nicht grundsätzlich verboten. In der Öko-Eierproduktion dürfen pro Produktionseinheit maximal 3000 Hennen gehalten werden. Jedoch ist es möglich, in einem Gebäude mehrere Produktionseinheiten unterzubringen, sodass auch in einem Bio-Betrieb viele tausend Tiere, teils nur von einem Netz voneinander getrennt, leben müssen. Oft wird nicht ausreichend kontrolliert, ob die Bio-Vorschriften überhaupt eingehalten werden.
Neue Form der Massentierhaltung: Fischzucht

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Die Aquakultur ist ein besonders schnell wachsender Bereich der Tierproduktion und wird weltweit stark ausgebaut. Das Ausmaß ist enorm: Weltweit werden Milliarden Fische und andere Wassertiere, wie Krebstiere oder Oktopusse, gezüchtet, gehalten und getötet. Die Tiere werden zum Teil in Netzen gehalten, die in natürlichen Gewässern liegen oder leben in künstlich angelegten Teichen. Die Anzahl solcher Beckenanlagen an Land nimmt derzeit immer weiter zu. Auch in Deutschland wird die Aquakultur weiter ausgebaut.
Die Haltungsbedingungen sind schlecht, die Becken eng und karg. Die Tiere leiden an Krankheiten, Verletzungen und Missbildungen. Eng zusammengepfercht können sie ihre natürlichen Verhaltensweisen nicht ausleben. Der Umgang mit den Tieren in industriellen Fischfarmen ist häufig gewaltvoll, zum Beispiel die Betäubungs- und Tötungsmethoden. Sie sind für die Wassertiere schmerzvoll und leidbringend.
Leid für Profit
Die Nutzung von Tieren, um mit oder aus ihnen Nahrungsmitteln herzustellen, bedeutet für die Tiere ein Leben voller Leid, Schmerzen und Qual. Egal ob es sich um einen kleinen, bäuerlichen Betrieb mit einigen hundert Tieren handelt oder um eine große Anlage mit Tausenden von Tieren pro Stalleinheit: das Ziel aller Formen der industriellen Tierhaltung ist Profit. Um den zu erzielen, begeht die Tierindustrie tagtäglich unvorstellbare Grausamkeiten an den Tieren.