Versteckte Kameras dokumentieren systematisches Tierleid durch Tötungen in Schweinezuchten
Uncover veröffentlicht verstörende Aufnahmen von sogenannten Nottötungen in drei deutschen Zuchtbetrieben. Dabei kommen Skalpelle und die umstrittene CO2-Box zum Einsatz. So sterben etwa 13 Millionen Schweine jedes Jahr noch vor der Schlachtung – das eigentliche Motiv jedoch ist nicht Erlösung, sondern die Wirtschaftlichkeit der Betriebe.
Die versteckte Kamera befindet sich im Inneren einer CO2-Tötungsbox einer Schweinezucht in Thüringen im Landkreis Weimarer Land. Noch ist die Box leer, bald sollen darin sieben Ferkel sterben. Eine quadratische Aluminiumkiste, 50 mal 50 Zentimeter breit und ebenso tief. Nach ein paar Minuten hört man Geräusche außerhalb der Box. Schritte, Gerappel und leise quietschende Ferkel. Dann ertönt plötzlich ein dumpfer Schlag, als das erste Ferkel auf den Kistenboden aufprallt. Bei der Landung stöhnt es vor Schmerz. Grob wirft ein Mitarbeiter, der auf den Aufnahmen nicht zu sehen ist, sechs weitere Ferkel in die CO2-Box, wo sie durch das giftige Gas der Erstickungstod erwartet. Die kleinen Tiere liegen übereinander und strampeln, als man hört, wie das CO2-Gas angestellt wird und in die nun verschlossene Box strömt. Die Ferkel schreien panisch. Sie bekommen keine Luft mehr. Minutenlang dauert ihr Kampf gegen die Bewusstlosigkeit. Mit der Zeit werden die Bewegungen schwächer und hören schließlich ganz auf. Die toten Ferkel landen in einer Tonne.
So sieht eine sogenannte Nottötung mit Kohlenstoffdioxid in der Schweinehaltung aus. Die CO2-Box wird von der Tierindustrie als „modern“, „sauber“ und „human“ beworben – die Realität, wie sie Uncover zeigt, ist jedoch grausam und unwürdig.
Ferkel sterben in der CO2-Box einen grausamen Erstickungstod

Die Tierindustrie preist die CO2-Box als modern und human an. Modern, weil sie Betäubung und Tötung automatisiert. Human, weil keine direkte Gewalt sichtbar ist – zumindest, wenn alles vorschriftsgemäß abläuft. Doch die Realität ist eine andere, wie die Aufnahmen zeigen: Die Ferkel werden achtlos übereinander geworfen, anstatt nebeneinander platziert zu werden. So wird die Gaszufuhr ungleich verteilt, die oben liegenden Tiere sterben so langsamer. Zudem wird das Gas erst angestellt, wenn die Box voll ist. Ein klarer Verstoß gegen die Vorschriften, die eine CO2-Konzentration von 80 Prozent vorsehen, bevor die Tiere hineingelegt werden. Uncover hat die Tierärztinnen von Expertise for Animals nach ihrer Einschätzung gefragt. „In der CO2-Box kämpfen die Ferkel gegen die Erstickungsangst und die Panik an, die das Gas auslöst. Bis zum Eintritt der Bewusstlosigkeit zeigen sie starke Abwehrreaktionen, die auf erhebliches Leiden hinweisen”, sagt Stephanie Kowalski.
Blutvergießen steht in Zuchtbetrieben an der Tagesordnung

Von ‚sauber‘ kann keine Rede sein, wenn man sich die Aufnahmen des in der Schweinehaltung standardmäßig angewandten Kehlschnitts ansieht. Mehrere versteckte Kameras in den Zuchtbetrieben WM Agrar in Sachsen-Anhalt und Brasus (ehemals unter dem Namen Gut Thiemendorf bekannt) in Thüringen dokumentierten detailliert, wie brutal und blutig diese Nottötungsmethode tatsächlich ist.
Eine der Kameras filmt direkt über einem Metalltisch, über dem ein Zettel mit der Aufschrift ‚Tötungsplatz‘ an der Wand hängt – ein makaberer Hinweis auf das, was hier passiert. Auf dem Tisch liegt bereits ein regungsloses Ferkel, links daneben steht ein Einkaufswagen, in dem sich dicht gedrängt lebendige Ferkel befinden. Der Mitarbeitende greift in den Wagen und nimmt eines der Ferkel, kaum größer als seine Hand. Mit dem bereitliegenden kleinen Knüppel versetzt er dem Ferkel einen kurzen, hörbaren Schlag auf den Kopf. Anschließend hält er es kopfüber in eine Tonne, die bis zum Rand mit blutverschmierten, toten Ferkelkörpern gefüllt ist. Nun folgt die eigentliche Tötung, das „Entbluten durch Kehlschnitt von Ohr zu Ohr mit Durchtrennung aller Weichteile und beider Halsschlagadern“, wie es in einer Anleitung für Schweinehalter heißt.
Getötet wird im Akkord. Ein Ferkel nach dem anderen nimmt der Angestellte aus dem Einkaufswagen und schneidet ihnen die Halsschlagader durch. Überall ist Blut zu sehen – und kleine reglose Körper.
Mitarbeitende halten sich beim Töten nicht an die Vorgaben – und verursachen so noch mehr Leid
An allen mit versteckten Kameras überwachten „Tötungsstellen“ legen die Aufnahmen die alltägliche Grausamkeit der Lebensmittelindustrie offen. Als wäre das nicht schon schlimm genug, dokumentieren die Aufnahmen in allen Betrieben schwere Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. Denn die Mitarbeitenden töten oftmals nicht fachgerecht. „Der Kehlschnitt soll die Blutversorgung sofort unterbrechen, birgt jedoch das Risiko, dass Schweine bei unzureichender Betäubung den Verblutungsprozess bei Bewusstsein miterleben“, erklärt Tierärztin Stephanie Kowalski.
Einige Mitarbeitende betäuben die Ferkel nicht mit dem vorgesehenen Knüppel, sondern schlagen sie mit dem Kopf auf die Tischkante oder den Boden. „Das Schlagen der Ferkel auf den Boden ist keine zulässige Betäubungsmethode. Es besteht ein hohes Risiko, dass die Schweine lediglich einen Genickbruch erleiden und gelähmt sind, aber weiterhin bei vollem Bewusstsein sind”, so Sophie-Madlin Langner von Expertise for Animals.
Außerdem verwenden die Mitarbeiter*innen ein Skalpell – ein Werkzeug, das schnell stumpf wird und nicht für diesen Zweck geeignet ist. Es ist zu sehen, wie Angestellte noch lebendige Ferkel in Müllsäcke werfen. Das Eintreten des Todes wird von den Mitarbeitenden nicht überprüft. Wird anstatt der Halsschlagader nur die Luftröhre durchtrennt, ersticken die Ferkel. Der Todeskampf der Tiere dauert lange, viele bewegen sich verzweifelt. Es ist unbestreitbar, dass diese Tiere leiden, während sie verbluten.
Mach mit bei unserer Petition!
Lass uns Thiemendorf schließen. Unterschreibe unsere Petition!
An die zuständigen Behörden und Entscheidungsträger,
in Thiemendorf werden seit Jahren schwerwiegende Missstände in der Ferkelproduktion vertuscht. Wir fordern deshalb:
- Sofortige Schließung der Tierhaltungsanlage in Thiemendorf
- Aussetzen aller Zucht- und Mastaktivitäten
- Verbot weiterer Investitionen in den Standort
- Unabhängige Untersuchung und Strafverfolgung
- Gründliche behördliche sowie von Tierschutzverbänden begleitete Inspektion
- Konsequente Verfolgung aller festgestellten Verstöße und Verantwortlichen
- Transparente Information der Öffentlichkeit
- Offenlegung aller Untersuchungsergebnisse in verständlicher Form
- Regelmäßige Status-Updates zu den behördlichen Maßnahmen
Unterstütze jetzt unsere Petition „Thiemendorf schließen“ und trage dich ein, um den Druck auf Politik und Behörden zu erhöhen! Jede Stimme zählt – gemeinsam sorgen wir dafür, dass Tierleid endlich beendet wird.
Hier unterschreiben:
Mit dem Unterschreiben meldest du dich für unseren Newsletter an.
Damit bleibst du immer auf dem Laufenden!
Profit statt Mitgefühl: Warum Tiere wirklich getötet werden
Es sind verstörende Bilder. Doch sie zeigen den Alltag in der Tierindustrie und sind keinesfalls Ausnahmen. Es gibt Menschen, wie jene in Thiemendorf, Wallhausen und der Schweinezucht im Landkreis Weimarer Land, deren Job es ist, täglich ein Blutbad anzurichten. Bis zu hundertmal am Tag – Uncover hat gezählt.
Dass Tiere, auch neugeborene, in der kommerziellen Landwirtschaft vor der offiziellen Schlachtung im Schlachthaus getötet werden, ist fest eingeplant. Sogar das Tierschutzgesetz legitimiert, dass Sauen so gezüchtet werden, dass sie bis zu vierundzwanzig Ferkel gebären, von denen dann ein bereits einkalkulierter Teil stirbt. Entweder von allein kurz nach der Geburt. Oder durch die gewaltvolle Tötung durch Betriebsmitarbeitende.
Der Begriff ‚Nottötung‘ soll suggerieren, dass es sich um eine Art Erlösung für die Tiere handelt. Doch der Fehler beginnt bereits im System: Würden die Sauen nicht zu Höchstleistung in Wurfgröße gezüchtet, kämen gar nicht erst so viele schwache und unterentwickelte Junge zur Welt. Wären die Bedingungen in den Ställen nicht so lebensfeindlich, gäbe es viel weniger kranke Ferkel. So oder so haben die Nottötungen, auf Englisch auch „mercy killings“ genannt, nicht viel mit Erlösung zu tun. Zum einen, weil die Methoden an sich schon brutal sind – eine Betäubung, die durch rohe Gewalt (Schlag auf den Kopf) herbeigebracht wird, ist ein Widerspruch in sich. Zum anderen, weil die Tiere in solchen Betrieben nicht wie empfindungsfähige Lebewesen behandelt werden und stattdessen systematisch gegen die Auflagen des Tierschutzgesetzes verstoßen wird.
Wenn Rentabilität über Leben entscheidet
Das wahre Motiv für die „mercy killings“ ist Wirtschaftlichkeit. Die Tiere werden nicht aus Mitleid getötet oder aus Menschlichkeit. Sie werden getötet, weil sie den Betreiber*innen keinen Gewinn bringen werden. Nottötungen dienen als Vorwand, um Tiere zu töten, deren Aufzucht nicht rentabel ist. Weil den Betreiber*innen der Tierindustrie Medikamente oder tierärztliche Behandlungen zu teuer sind. Jedes Tier, das potenziell nicht gewinnbringend ist, wird getötet. Unabhängig davon, ob es legal ist oder nicht.
Die zuständigen Behörden kontrollieren kaum und ahnden noch weniger. Verstöße werden gebilligt, selbst Anzeigen beim Veterinäramt haben so gut wie nie Konsequenzen. Der lachende Dritte: Die Schweinezüchter, die nach eigenen Maßstäben über Leben und Tod entscheiden. Die Leidtragenden dabei: Hunderttausende Tiere, die unter den Augen des Gesetzes gequält werden.
Die Kadavertonnen der drei Anlangen laufen über – eine Folge der Massentötungen. Doch in den Augen der Tierindustrie ist das Töten im Akkord lohnenswerter als das Leben der Tiere.
Bleibe auf dem Laufenden und abonniere unseren Newsletter: